Antinomien der reinen Vernunft

Die Antinomien der reinen Vernunft (griechisch anti „gegen“, nomoi „Gesetze“) sind sich logisch widersprechende Antworten auf die Fragen der Vernunft. Immanuel Kant diskutiert sie in der Transzendentalen Dialektik der Kritik der reinen Vernunft (Vgl. Immanuel Kant: AA III, 281–382[1]).

Bereits in der Vorrede der ersten Auflage der Kritik der reinen Vernunft schreibt Kant:

„Die menschliche Vernunft hat das besondere Schicksal in einer Gattung ihrer Erkenntnisse: daß sie durch Fragen belästigt wird, die sie nicht abweisen kann; denn sie sind ihr durch die Natur der Vernunft selbst aufgegeben, die sie aber auch nicht beantworten kann, denn sie übersteigen alles Vermögen der menschlichen Vernunft.“

Immanuel Kant: AA IV, 7[2]

Nach Kant neigt die Vernunft notwendigerweise dazu, eine zusammenfassende Einheit unserer Vorstellungen und Urteile zu suchen, um damit den Geltungsbereich ihrer Erkenntnisse zu erweitern.[3] Dabei lässt sie sich von Prinzipien oder Ideen zu Urteilen hinreißen, die den Bereich möglicher Erfahrung verlassen: „transzendente Urteile“. Da schon eine reine Vernunft vor jeder Erfahrung, a priori zu diesen Urteilen fähig ist, vermag nur eine Kritik der Vernunft, die Widersprüche oder Antinomien und die Fehler, die dabei entstehen können, aufzudecken. Ein Teil dieser Vernunftkritik bilden die „Antinomien der reinen Vernunft“, die die Idee eines „Weltganzen“ zum Gegenstand haben.

  1. Immanuel Kant, Gesammelte Schriften. Hrsg.: Bd. 1–22 Preussische Akademie der Wissenschaften, Bd. 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd. 24 Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1900ff., AA III, 281–382.
  2. Immanuel Kant, Gesammelte Schriften. Hrsg.: Bd. 1–22 Preussische Akademie der Wissenschaften, Bd. 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd. 24 Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1900ff., AA IV, 7 / A VII.
  3. Christoph Helferich: Geschichte der Philosophie: Von den Anfängen bis zur Gegenwart und Östliches Denken. Springer-Verlag, 2016, ISBN 978-3-476-00760-5, S. 249.

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